Amazon Warenlager in Deutschland: Die Standorte der Logistikzentren und was dort geschieht

Kurze Lieferzeiten, große Kundenreichweite und minimaler Logistikaufwand: Das sind die wohl wichtigsten Vorteile, die sich für Händler ergeben, wenn sie auf den Fulfillment by Amazon Service (FBA) setzen. Hierbei stellt Amazon seinen Händlern nicht nur dessen Online-Plattform als digitalen Markplatz für den Verkauf von Waren zur Verfügung, sondern kümmert sich zusätzlich um die Lagerung, Verpackung und den Versand der Artikel. Auch den Kundensupport sowie die Abwicklung von Rücksendungen nimmt der größte Online-Markplatz-Betreiber seinen Händlern im Rahmen des FBA ab. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Logistikzentren von Amazon. Diese sind keine klassischen Warenlager. Vielmehr erfolgt hier die gesamte Abwicklung der Bestellungen – das Fulfillment – weswegen sie auch als Fulfillment Center bezeichnet werden.

Amazon Warenlager verteilen sich über ganz Deutschland

Nach Angaben von Amazon (August 2023) unterhält das Unternehmen insgesamt 20 Logistikzentren in Deutschland. Diese verteilen sich bundesweit über 19 Standorte. Neben zahlreichen Beschäftigten kommen in den Fulfillment Centern auch eine Amazon Robotertechnik, Scanner und Computersysteme zum Einsatz und ermöglichen so eine tägliche Verarbeitung von Millionen von Artikeln. Dadurch wird gewährleistet, dass Kundenbestellungen innerhalb weniger Tage beim Käufer ankommen, Prime-Lieferung sogar direkt am nächsten Tag.

Deutschland ist ein wichtiger Investitionsstandort für Amazon. Auch zukünftig will das Unternehmen in den Ausbau der Kapazitäten und die Modernisierung der bestehenden Logistikzentren investieren. Zuletzt kam im August 2023 der Standort Großenkneten hinzu. In 2022 waren es drei Logistikzentren, die Amazon in Deutschland eröffnet hat – in Kaiserslautern, Helmstedt und Hof-Gattendorf.

Was sich in den Amazon Logistikzentren in Deutschland abspielt

Die logistischen Abläufe in den deutschen Fulfillment Centern sind in viele verschiedene Arbeitsbereiche aufgeteilt. Wenn Ihr als Händler Ware zu einem Amazon Standort in Deutschland schickt, kommt diese zunächst am sogenannten Inbound Dock an. Hierbei handelt es sich um die Warenannahme, in der die Pakete eingescannt, geöffnet und vorsortiert werden. Vom Inbound Dock geht es weiter zur Receive-Station. Hier werden Eure Artikel im System erfasst, kontrolliert und weiter zur Wareneinlagerung geschickt. Sie ist das Herzstück der Fulfillment Center und wird bei Amazon als Pick Tower oder auch Stow bezeichnet. Neben der physischen erfolgt hier auch eine digitale Einlagerung – das erleichtert den nächsten Arbeitsschritt. Dieser erfolgt, wenn eine Warenbestellung eingegangen ist. Die sogenannten Picker entnehmen die bestellten Artikel aus den Regalen und bringen sie zur Packstation. Dort werden die Waren versandfertig gemacht: Mitarbeiter verpacken sie für Euch und legen den Paketen die entsprechenden Rechnungen bei. Im Outbound Dock, dem letzten Arbeitsbereich, bestücken die Beschäftigten die Lkws, welche sich nun mit Euren Artikeln auf den Weg zu Euren Kunden machen.

Auf ihrer Reise durch die besonderen Amazon Warenlager werden Eure Artikel Qualitätskontrollen unterzogen. Hierfür ist der Bereich ISQA – Inventurkontrolle und Qualitätssicherung – zuständig. Und wenn Ihr einmal live sehen wollt, welche Stationen Eure Produkte durchlaufen, könnt Ihr Euch für eine geführte Tour durch eines der Fulfillment Center anmelden. Diese bietet Amazon unter anderem an den Standorten Winsen und Leipzig an.

Hier befinden sich Amazons Fulfillment Center in Deutschland

2024 wird Amazon zwei weitere große Logistikzentren eröffnen. Im Frühsommer in Erfurt (Thüringen) sowie im Herbst einen Standort in Horn-Bad Meinberg (NRW). In beiden Logistikzentren will das Unternehmen Transportroboter einsetzen und innerhalb des ersten Betriebsjahres rund 1.000 Stellen schaffen.

Neben den Fulfillment Centern unterhält Amazon noch weitere Standorte, wie beispielsweise die Sortierzentren. Hier sortieren die Beschäftigten die Bestellungen nach den Bestimmungsorten und bereiten sie für den weiteren Transport an Amazons Logistikstandorte vor.

So gelangen Waren vom Händler zum Amazon Warenlager in Deutschland

Erst wenn Eure Waren im Logistikzentrum angekommen sind, stehen sie zum Verkauf zur Verfügung. Für den Versand zum entsprechenden Warenlager müsst Ihr einen Anlieferplan erstellen und die von Amazon bereitgestellten Versandetiketten nutzen. Der Anlieferplan listet alle Produkte auf, die Ihr an den Online-Marktplatz-Betreiber verschicken wollt. Für das Verpacken gibt es bestimmte Vorgaben von Amazon, zudem dürfen die Verpackungen nicht beschädigt sein. Händler können zwischen verschiedenen Versandarten wählen und müssen die Sendungsverfolgungsnummer an Amazon weitergeben.

Warenlagerung in Fulfillment Centern in Deutschland: Das gilt für die Umsatzsteuer

Wird Ware aus einem anderen EU-Mitgliedstaat in einem deutschen Amazon Logistikzentrum eingelagert, um sie beispielsweise später von dort zu Kunden zu versenden, benötigen Händler hierfür in Deutschland eine Steuernummer für umsatzsteuerliche Zwecke sowie eine Umsatzsteueridentifikationsnummer.

Der Transport von eigener Ware aus dem EU-Ausland in ein Warenlager in Deutschland stellt ein sogenanntes innengemeinschaftliches Verbringen dar. Umsatzsteuerlich wird dieser Vorgang so behandelt, als würdet Ihr als Händler die ausländische Ware an Euch selbst nach Deutschland verkaufen.

Im EU-Mitgliedstaat, aus dem Eure Artikel versendet werden, müsst Ihr ein innergemeinschaftliches Verbringen melden, das grundsätzlich wie eine innergemeinschaftliche Lieferung steuerfrei ist. Das Einlagern der Ware in Deutschland löst hierzulande einen innergemeinschaftlichen Erwerb aus, der im Rahmen der Umsatzsteuervoranmeldung sowie in der Umsatzsteuerjahreserklärung an das deutsche Finanzamt zu melden ist. Zwar kauft Ihr als Händler Eure eigene Ware in diesem Fall nicht tatsächlich, das Umsatzsteuergesetz fingiert dies allerdings. Für den fiktiven innergemeinschaftlichen Erwerb entsteht deutsche Umsatzsteuer, die regelmäßig gleichzeitig als Vorsteuer abzugsfähig ist. Im Ergebnis müsst Ihr also keine Umsatzsteuer für diesen Vorgang zahlen.

Auch für den späteren Verkauf aus dem deutschen Warenlager an Eure Kunden benötigt Ihr als Händler eine deutsche Steuernummer für umsatzsteuerliche Zwecke, wenn der jeweilige Endkunde in Deutschland ansässig ist. Hierfür entsteht regelmäßig deutsche Umsatzsteuer, die Ihr ans Finanzamt melden und abführen müsst.

Lagert Amazon Eure Artikel aus dem deutschen Logistikzentrum in ein anderes Warenlager im EU-Ausland um, löst dies erneut ein innengemeinschaftliches Verbringen aus. Diesmal aus der Bundesrepublik in den jeweils anderen EU-Mitgliedstaat. In diesem Fall müsst Ihr das Verbringen in Eurer deutschen Umsatzsteuervoranmeldung und -jahreserklärung sowie in der Zusammenfassenden Meldung angeben. Damit Ihr diesen Vorgang steuerfrei behandeln könnt, solltet Ihr hierfür eine Pro-Forma-Rechnung für Eure Unterlagen ausstellen. Sie dient als Dokumentation und Nachweis gegenüber dem Finanzamt. 

Achtung: Das innergemeinschaftliche Verbringen eigener Waren sowie lokale Lieferungen können nicht über den One-Stop-Shop (OSS) gemeldet werden.

Ihr seid unsicher, welche umsatzsteuerlichen Regelungen ihr bei der Inanspruchnahme des Amazon FBA Services beachten müsst? Klickt einfach hier und vereinbart Eure kostenlose Erstberatung, in der wir Euch und/oder Eurem Steuerberater persönlich Eure Fragen beantworten und Euch den konkreten Nutzen unserer automatisierten Umsatzsteuer-Lösungen vorstellen.