Studie: „E-Commerce Atlas” zeigt regionale Unterschiede im deutschen Onlinehandel

Der vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) in Auftrag gegebene „E-Commerce-Atlas Deutschland" offenbart deutliche Strukturunterschiede im Onlinehandel. Vor allem ostdeutsche Unternehmen schöpfen die Chancen des E-Commerce nicht voll aus.
Stephan Mittelhäuser
Stephan Mittelhäuser
  • 3 min. Lesezeit
Studie: „E-Commerce Atlas” zeigt regionale Unterschiede im deutschen Onlinehandel

Es ist eine Premiere: Auf Basis wirtschaftlicher Fundamentaldaten und Umfragen unter Onlinehändlern kartografiert der „E-Commerce-Atlas Deutschland“ erstmals den Onlinehandel in Deutschland. 

Die Studie zeigt deutliche Strukturunterschiede. So haben 87,5% der deutschen E-Commerce-Unternehmen ihren Hauptsitz in West-, 12,5% in Ostdeutschland. Setzt man die Verteilung ins Verhältnis zur Verteilung aller Unternehmen und der Bevölkerung, wird deutlich, dass der Onlinehandel in Ostdeutschland unterrepräsentiert ist. Dagegen sind in Berlin und Hamburg überproportional viele Onlinehändler zu finden. 

Die meisten E-Commerce-Unternehmen sitzen in Nordrhein-Westfalen (22%) und Bayern (17%). Gerade einmal 1,75% der Onlinehändler in Deutschland kommen aus Thüringen, 1% aus Mecklenburg-Vorpommern.

Deutliches Umsatzgefälle 

Auch beim Umsatz zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: Laut bevh erzielen Onlinehändler in Deutschland im Durchschnitt einen Jahresumsatz von 26,35 Millionen Euro – in Westdeutschland sind es 29,39 Millionen Euro, in Ostdeutschland 6,37 Millionen Euro. 

Durchschnittsumsätze E-Commerce-Unternehmen je Bundesland (in Mio. Euro)

Quelle: Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh)

Mehr als 63% aller E-Commerce-Unternehmen erzielen einen Jahresumsatz von weniger als 2 Millionen Euro, knapp 24% 2 bis unter 10 Millionen Euro, 9% 10 bis 50 Millionen und 4% über 50 Millionen Euro. Knapp drei Viertel der Onlinehändler zählen laut EU-Definition zu den Kleinstunternehmen (bis 9 Mitarbeiter und bis zu 2 Millionen Euro Jahresumsatz). 

Der meistgenutzte Vertriebskanal im deutschen Onlinehandel ist mit 69% der eigene Online-Shop. 82% der Onlinehändler verkaufen an Privatkunden. Dabei ist der B2C-Handel in Ostdeutschland mit 86% etwas stärker ausgeprägt als in Westdeutschland.

Potenzial längst nicht ausgereizt

Mit insgesamt 1,26 Millionen Beschäftigten und einem Anteil von 2,9% am BIP spielt der E-Commerce eine wichtige Rolle für die deutsche Wirtschaft, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, betont der bevh.

Wie es sich für einen guten Verband gehört, verknüpft der bevh die Veröffentlichung der Studie mit der Forderung nach weiteren Fördermaßnahmen für den E-Commerce. Um das Potenzial der Branche, vor allem im Osten Deutschlands, zu heben, fordert der bevh unter anderem:

  • Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, z. B. durch die Förderung lokaler Ausbildungs- und Studienangebote,
  • den Ausbau von Infrastruktur und Nahverkehr, damit mehr Fachkräfte in ländlichen Regionen arbeiten,
  • eine bessere Breitbandversorgung sowie die Weiterentwicklung von E-Government-Angeboten,
  • den Abbau der überbordenden Bürokratie sowie die Vereinfachung des Zugangs zu Förderprogrammen für Onlinehändler,
  • die Unterstützung der Digitalisierung von Händlern über Marktplätze und Plattformen.

Basis für den „E-Commerce-Atlas Deutschland” bilden Kennzahlen zu 105.000 E-Commerce-Unternehmen und die Befragung von 370 Onlinehändlern. Die komplette Studie findet Ihr hier.

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