Warum ich mich am Sonntagmorgen in Händlerforen herumtreibe?

Wann schaffen Steuerkanzleien und Technologieunternehmen gemeinsam den größten Mehrwert für Onlinehändler? Um diese Frage zu klären, brauchen wir eine gemeinsame Definition: Vollkostenrechnung.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 3 min. Lesezeit
Warum ich mich am Sonntagmorgen in Händlerforen herumtreibe?

Disclaimer vorab: Der folgende Beitrag ist nicht unabhängig, denn er wird im Taxdoo-Blog veröffentlicht. Punkt! Dennoch möchte ich die folgenden Gedanken mit euch teilen, weil sie aus meiner Sicht ein grundlegendes Problem im E-Commerce und der damit verbundenen Steuerberatung adressieren.

Ich bin regelmäßig in öffentlichen Händlerforen unterwegs, um zu sehen, wo der Schuh gerade drückt und es sind zugleich gute Inspirationen für die Produktentwicklung und die eigene Positionierung. Auch heute – am Sonntagmorgen, direkt nach dem Frühstück. Dabei ist mir die folgende Diskussion aufgefallen.

Sparen am verkehrten Ende? Datensilos und fehlende Vollkostenrechnung?

Bei diesen Ausflügen fällt mir immer wieder auf, dass der Begriff Vollkostenrechnung im E-Commerce keine Rolle spielt. Es werden häufig mehrere Tools gleichzeitig für ein Problem – die Steuerfindung – eingesetzt. Der folgende Screenshot verdeutlicht das Problem und ist repräsentativ.

Ihr seht hier meine Antwort zur Frage, warum die Händlerin hier nicht auf eine aus Sicht der GoBD effiziente, sichere und transparente Plattformlösung setzt. Wir – Steuerkanzleien, Händler und Technologieanbieter – sollten daher den Begriff der Vollkostenrechnung viel mehr in den Fokus rücken.

Definition: Bei einer Vollkostenrechnung bezieht man nicht nur die fixen Kosten ein: z.B. die monatlichen Gebühren für einzelne Tools, sondern auch die variablen Kosten: z.B. auch die eigene Arbeitszeit des Unternehmers UND des Steuerberaters zur regelmäßigen Abstimmung der Datenströme zwischen den eingesetzten Tools. Zusätzlich müsste man m.E. sogar das Risiko quantifizieren, das sich ergibt, weil z.B. Transaktionsdaten zwischen den unterschiedlichen Tools geschluckt oder fehlinterpretiert werden.

Wenn wir die Vollkosten mehr im Fokus hätten, könnten wir auch unsere knappen Ressourcen – z.B. die Fachkräfte in den Steuerkanzleien – viel effizienter einsetzen. Stattdessen müssen hoch qualifizierte Experten in den E-Commerce-Kanzleien jeden Monat aufs neue Daten zwischen unterschiedlichen Quellen und Vorsystemen abgleichen und verproben. Das ist (noch) nicht das Zeitalter der Effizienz, wie es überall – und sicher auch auf der OMR 2024 – gerade verkündet wird.

Viele Tools! Viele Meinungen?

Was zur Vollkostenrechnung ebenfalls hinzukommt: Wer sagt euch, dass ein FiBu-Tool für 19,95 Euro im Monat hinreichende interne Ressourcen hat, um eine der komplexesten Dinge überhaupt – Umsatzsteuer in der EU – abzubilden?!

Zu einer Vollkostenrechnung gehört daher immer auch die Quantifizierung des steuerlichen Risikos.

Der folgende Screenshot verdeutlicht auch das. Wir sprechen bei der EU-Umsatzsteuer über eine Herausforderung, für die große Handelskonzerne eigene interne Abteilungen mit hoch bezahlten Experten haben. Gerade hinter dem OSS stehen komplexe steuerliche Bewertungen jeder einzelnen Transaktion. Dafür braucht es Steuerexperten und Technologieexperten, die sehr eng zusammen arbeiten.

Lasst uns persönlich sprechen! Auf dem Branchenevent für Steuer- und FiBu-Experten im E-Commerce am 13.06.2024 in Hamburg: der Taxdoo Innovation Summit.


Mehr zu den geschilderten Problemen und ein paar grundlegende Gedanken dahinter werden wir auf dem Taxdoo Innovation Summit am 13.06.2024 in Hamburg – u.a. mit Betriebsprüfer und Daten-Lover Stefan Werner (in nicht-dienstlicher Funktion) persönlich diskutieren. Dazu lade ich euch herzlich ein, wenn ihr Steuer- und/oder FiBu-Experten mit dem Fokus E-Commerce seid.

Ich freue mich auf euch!

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