Sinkende Umsätze im Onlinehandel? Macht es wie Otto: Internationalisierung!

Die wenigsten Händler dürften aktuell von Umsatzrückgängen verschont bleiben. Der Riese Otto zeigt, dass Internationalisierung gleich Diversifizierung ist und hilft.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 4 min. Lesezeit
Sinkende Umsätze im Onlinehandel? Macht es wie Otto: Internationalisierung!

Viele Onlinehändler dürften aktuell mit zurückgehenden Umsätzen zu kämpfen haben. Das lag vor einigen Monaten noch daran, dass die Angebotsseite starken Restriktionen unterlag; die Nachfrage aber weiterhin robust war. Das war zuletzt auch ein wesentlicher Treiber der aktuellen Inflationsraten.

Neue Zahlen des deutschen Online-Riesen Otto verdeutlichen, was viele Händler und Brancheninsider schon länger wissen: Auf der Käuferseite kommt mehr und mehr Zurückhaltung auf. Das ist nachvollziehbar, bremsen doch gerade die Energiepreise nicht nur die Investitionslust auf Unternehmens-, sondern auch auf der Konsumentenseite aus.

Was in diesen turbulenten Zeiten hilft, zeigt Otto ebenfalls: Internationalisierung bzw. Diversifizierung.

Aktuelle Zahlen von Otto und Taxdoo: Zweistelliger Rückgang, aber Internationalisierung hilft deutlich

13,5 Prozent Umsatzrückgang verzeichnete Otto zwischen März und August 2022 mit seinen Onlineaktivitäten in Deutschland. Soweit die schlechten Nachrichten. Otto zeigt aber auch, was bei den aktuellen Rahmenbedingungen helfen kann.

Handelsblatt vom 14.10.2022

Bezieht man Ottos Auslandsgeschäft mit ein, lag der Rückgang in Gänze bei nur noch 5,6 Prozent. Diese Zahlen und diesen Effekt können wir von Taxdoo mit einer mittleren vierstelligen Händlerzahl bestätigen.

Warum?

Internationalisierung = Diversifizierung

Das Zauberwort heißt Diversifizierung und gilt bei der Geldanlage bislang als einziger Free Lunch. Niemand würde (bzw. sollte) sein gesamtes Kapital in nur eine Aktie, eine Immobilie, eine Kryptowährung, … investieren, oder?

Wer seine finanziellen Ressourcen diversifiziert, kommt – das zeigt die Wissenschaft – auf ein deutlich besseres Verhältnis von Risiko und Rendite.

Das gilt auch im Onlinehandel, denn auch hier geht es letztendlich um die Frage: In welche Produkte und/oder Märkte investiert man, um eine effiziente Rendite zu erzielen.

Bei Otto mit seinem großen Produktportfolio kann man davon ausgehen, dass dieses bereits so weit wie möglich diversifiziert ist. Die Zahlen aus dem Handelsblatt vom 14.10.2022 zeigen daher auch, dass der starke Einbruch im Heimatmarkt durch das Auslandsgeschäft bzw. eine erfolgreiche Internationalisierungsstrategie deutlich aufgefangen wurde.

Warum und wie funktioniert das?

Viele werden argumentieren, dass aufgrund der Globalisierung mittlerweile doch alles und mit jedem vernetzt ist.

Das stimmt (zunehmend) nicht!

Nicht zuletzt der nur alle fünf Jahre stattfindende Parteitag der Kommunistischen Partei in der VR China hat verdeutlicht, dass wir den Peak des sogenannten China-Momentums im Onlinehandel vermutlich schon überschritten haben. Das kann den Eintritt in eine De-Globalisierung bedeuten.
Zudem laufen auch stark vernetzte Märkte nicht zu 100 Prozent im Gleichschritt. Das gilt nicht nur im Bereich der Geldanlage. So liegt z.B. die Inflationsrate und damit auch die Kaufkraft in der Schweiz deutlich unter bzw. über der von Deutschland.

Prognostizierte Inflationsraten Deutschland versus andere Industrienationen (Quelle: Handelsblatt v. 17.10.2022)

Last but not least: Die Penetration einzelner geografischer Märkte in Bezug auf E-Commerce ist noch immer sehr unterschiedlich ausgeprägt, sodass etablierte Händler mit ihrem Erfahrungsspektrum und Strukturen hier einen Wettbewerbsvorteil haben können.

Geht denn aber trotzdem jetzt nicht alles den Bach runter?

Don’t panic: Langfristtrend im E-Commerce intakt!

Sowohl bei der Geldanlage als auch im E-Commerce gilt: Wir Menschen neigen dazu, jeden Trend nach unseren Bedürfnissen bzw. aktuellen Emotionen fortzuschreiben. Das führte dazu, dass wir alle – Investoren, Händler, Podcast-Erklärbären, … – den Covid-Effekt nicht als Einmaleffekt, sondern als Paradigmenwechsel angesehen haben.

Die folgende berühmte Grafik, die zuletzt durch Shopify sehr bekannt geworden ist, verdeutlicht das.

Laut dieser Grafik ist der Langfristaufwärtstrend nach dem Covid-Peak im E-Commerce, zu dem wir gerade schmerzhaft zurückkehren, weiterhin intakt.

Ist das wirklich so? Das kann niemand mit 100 Prozent Sicherheit sagen. Wer sich aber umschaut, mit den Verantwortlichen großer Produzenten spricht, wer die Konsumgewohnheiten in seinem Umfeld beobachtet, wer die zunehmende Verbindung von Inhalten/Content und Konsum bemerkt, wer sieht, dass endlich Nachhaltigkeit und Bewegung in die letzte Meile kommt, wer neue Produktkategorien wie z.B. Refurbed bemerkt …. der wird an diesen intakten Trend glauben.

Quelle: Shopify

Internationalisierung, aber richtig!

Wichtig! Dieser Artikel soll kein Aufruf sein, jetzt auf Teufel komm raus in Auslandsmärkte zu gehen. Insbesondere die Regulatorik kann, wenn man sie nicht von Beginn an im Blick hat, jeden Vorteil wieder zunichtemachen. Das gilt sowohl für Initiativen der großen Gatekeeper wie z.B. Amazon, als auch für den Launch eines eigenen Shops in den Nachbarstaaten.

Umsatzsteuer und Buchhaltung sind dabei die Themen, die vermutlich niemandem wirklich Spaß machen, aber am Ende die Basis für ein skalierbares Auslandsgeschäft sind – oder zu einem Desaster führen können.

Wir verfügen dafür über das größte unabhängige Netzwerk an auf E-Commerce spezialisierten Steuerkanzleien und über Umsatzsteuer- und Buchhaltungslösungen, die alle und alles verknüpfen: Euer Auslandsgeschäft, Euren Steuerberater, Eure Vertriebskanäle und: Euch! Sprecht uns gerne persönlich an.

Weitere Beiträge

5. May 2024

Warum ich mich am Sonntagmorgen in Händlerforen herumtreibe?

Wann schaffen Steuerkanzleien und Technologieunternehmen gemeinsam den größten Mehrwert für Onlinehändler? Um diese Frage zu klären, brauchen wir eine gemeinsame Definition: Vollkostenrechnung.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 3 min. Lesezeit

Anruf der Finanzverwaltung: “Herr Dr. Gothmann, wir haben im Rahmen von Betriebsprüfungen Fragen zu den Taxdoo-Daten.”

Nicht vieles lässt meinen Puls heben. Ein Anruf der zentralen Koordinierung der Umsatzsteuer-Sonderprüfer in NRW und die Frage zu den Taxdoo-Daten gehört...
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 3 min. Lesezeit

Wie die Finanzverwaltung ihre (TaxTech-)Kommunikation ändern muss: am Beispiel der Niederlande und des OSS

Die Finanzverwaltung ist in einigen Bereichen faktisch Quasi-Monopolist für TaxTech. Dieser Verantwortung wird sie nicht gerecht, wie ein Interview aus 2021 zeigt,...
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 3 min. Lesezeit