Interview: „Meine Aufgabe ist vergleichbar mit der eines Dolmetschers”

In unserer „Meet the Reggies” Reihe stellen wir Euch die klugen Köpfe hinter dem Taxdoo RegTech Center vor. Heute: Philipp Lenz, Tax Technology Manager bei Taxdoo. Im Interview erläutert Philipp die Bedeutung komplexer steuerlicher Sachverhalte und datentechnischer Grenzen und erklärt, warum bestimmte Aufgaben nur im Team gelöst werden können.
Stephan Mittelhäuser
Stephan Mittelhäuser
  • 4 min. Lesezeit
Interview: „Meine Aufgabe ist vergleichbar mit der eines Dolmetschers”

Philipp, seit wann bist Du bei Taxdoo und was genau sind Deine Aufgaben im RegTech Team?

Ich bin seit Februar 2022 bei Taxdoo. Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen der regulatorischen Expertise des RegTech Teams und den Entwickler Teams. Meine Aufgabe ist im Grunde genommen vergleichbar mit der eines Dolmetschers. Konkret erarbeite ich Konzepte für die Umsetzung steuerlicher Regelungen in Code, zum Beispiel bei der Anbindung neuer Plattformen, der Schaffung neuer Funktionalitäten oder der Produktpflege, beispielsweise bei der Anpassung von Steuersätzen. 

Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?

Ich analysiere Transaktionsdaten, die wir über die Schnittstellen unserer Partnerunternehmen erhalten, und erstelle die entsprechenden Entscheidungsbäume. Dabei erweist sich die Übersetzung rechtlicher Sachverhalte in Code regelmäßig als Herausforderung. Zu meinen Aufgaben gehört es auch, meinen rechtlich versierten Kolleginnen und Kollegen zu erklären, warum ein bestimmter rechtlicher Aspekt möglicherweise nicht 1:1 in Code umgesetzt werden kann.

Was war für Dich ausschlaggebend, bei Taxdoo anzufangen?

Vor allem der Anspruch, komplexe steuerliche Sachverhalte regulatorisch korrekt abzubilden. Ich habe mehrere Jahre bei verschiedenen VAT-Technologieunternehmen gearbeitet, bei denen die Frage der regulatorischen Risiken für Onlinehändler und Steuerberater nicht immer im Zentrum stand. Für den E-Commerce ist Taxdoo absoluter Thought Leader und gehört immer zu den Ersten, die über regulatorische Folgen für die Branche berichten. Es ist eine tolle Erfahrung, mit den klugen Köpfen, die hinter diesem Anspruch stehen, zusammenzuarbeiten.

Welche Deiner Kompetenzen und Eigenschaften kannst Du im RegTech Team besonders gut ins Spiel bringen?

Definitiv meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Entwicklern sowie die Fähigkeit, sowohl komplexe steuerliche Sachverhalte als auch datentechnische Grenzen verständlich zu vermitteln. Zu den Eigenschaften, die mir bei meiner täglichen Arbeit besonders helfen, zähle ich meine Kommunikationsstärke, die Offenheit für unterschiedliche Perspektiven, meine Qualität als Teamplayer sowie die „Liebe zum Detail”.

Was war für Dich ein besonderes Projekt, an dem Du zuletzt mitgearbeitet hast?

Da möchte ich die Arbeit am Zalando Connector hervorheben. Bei der Aufarbeitung und Analyse der Transaktionsdaten, die der Connector bereitstellt, mussten wir einige wichtige Fragen klären: Welche Daten stellt der Connector bereit, und in welchem Format? Sind die Daten ausreichend, um Transaktionen aus umsatzsteuerlicher Sicht korrekt zu bewerten? Welche Transaktionstypen können abgebildet werden, welche nicht? Die Analyse der Daten und die Diskussion im RegTech Center war eine wertvolle Erfahrung und ein tolles Beispiel für eine gelungene Teamarbeit. Im Anschluss haben wir die Ergebnisse an unsere Entwickler, Product und Customer Support Teams kommuniziert.

Ich nehme an, die enge Zusammenarbeit mit diesen Teams gehört zu Deiner täglichen Arbeit wie das Einschalten des Computers. 

Definitiv! Die Entwickler übersetzen die regulatorischen Sachverhalte in Code. Das Product Team beschäftigt sich mit der User Experience. So stellen wir gemeinsam sicher, dass unser Produkt trotz aller rechtlichen Komplexität so einfach wie möglich zu bedienen ist. Das Tech Support Team generiert regelmäßig Datenanalysen, mit denen wir überprüfen können, ob Transaktionen wie erwartet umsatzsteuerlich ausgewertet werden. Nur auf Basis dieser geballten Expertise und einer funktionierenden Zusammenarbeit ist meine tägliche Arbeit möglich.

Und die wird auch in Zukunft bestimmt nicht langweilig, oder? 

Langweilig wird es mit Sicherheit nicht! Als Nächstes stehen zusammen mit den Entwicklern diverse Low Code/No Code Projekte an. Unser Ziel ist es, bei der Umsetzung regulatorischer Änderungen künftig noch effizienter zu werden. Aktuell bilde ich mich in einem Programmierkurs fort, um unseren Entwicklern und mir die Zusammenarbeit noch einfacher zu machen. Auch hier unterstützt mich Taxdoo. Ein weiteres aktuelles Projekt, das mich intensiv beschäftigt, ist die Aufstellung einer Einzeltransaktionsliste zum Standard Audit File für den One Stop Shop (OSS), die voraussichtlich künftig vom Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) im Rahmen von OSS Prüfungen angefragt wird. Die Regulatorik ist ständig im Fluss. Deshalb müssen wir auch immer ein paar Jahre vorausschauen.

Verfasse einen Kommentar

Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht

Bitte halte Dich an die Kommentarrichtlinien

Weitere Beiträge

5. May 2024

Warum ich mich am Sonntagmorgen in Händlerforen herumtreibe?

Wann schaffen Steuerkanzleien und Technologieunternehmen gemeinsam den größten Mehrwert für Onlinehändler? Um diese Frage zu klären, brauchen wir eine gemeinsame Definition: Vollkostenrechnung.
Stephan Mittelhäuser
Stephan Mittelhäuser
  • 3 min. Lesezeit

Anruf der Finanzverwaltung: “Herr Dr. Gothmann, wir haben im Rahmen von Betriebsprüfungen Fragen zu den Taxdoo-Daten.”

Nicht vieles lässt meinen Puls heben. Ein Anruf der zentralen Koordinierung der Umsatzsteuer-Sonderprüfer in NRW und die Frage zu den Taxdoo-Daten gehört...
Stephan Mittelhäuser
Stephan Mittelhäuser
  • 3 min. Lesezeit

Wie die Finanzverwaltung ihre (TaxTech-)Kommunikation ändern muss: am Beispiel der Niederlande und des OSS

Die Finanzverwaltung ist in einigen Bereichen faktisch Quasi-Monopolist für TaxTech. Dieser Verantwortung wird sie nicht gerecht, wie ein Interview aus 2021 zeigt,...
Stephan Mittelhäuser
Stephan Mittelhäuser
  • 3 min. Lesezeit