Steuerportal “Mein ELSTER” offline: Zu großer Andrang sorgt für Hardwareprobleme

Das Steuerportal „Mein ELSTER” bricht unter dem großen Ansturm von Steuerpflichtigen zusammen. Es ist gegenwärtig unklar, wann Elster wieder online gehen wird. Erneut wird deutlich: Der Digitalisierungsstand der Finanzverwaltung lässt weiterhin zu wünschen übrig.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 2min. Lesezeit
Steuerportal “Mein ELSTER” offline: Zu großer Andrang sorgt für Hardwareprobleme

“Mein ELSTER” offline – was ist der Grund?

Wer an diesem Montag (11. Juli 2022) über das Steuerportal „Mein ELSTER” seine Umsatzsteuer-Voranmeldung übermitteln wollte, staunte nicht schlecht. Ausgerechnet an diesem Tag brach ELSTER Medienberichten zufolge aufgrund eines Ansturms von mehr als 100.000 Nutzern zusammen.  

Grund für den Zusammenbruch sind vor allem die zahlreichen Steuerpflichtigen, die gegenwärtig ihre Grundsteuererklärungen über das Portal abgeben müssen.

Warum so ein großer Andrang?

Das Bundesverfassungsgericht hatte die grundsteuerlichen Bewertungskriterien im Jahr 2018 für verfassungswidrig erklärt, weil dadurch gleichartige Grundstücke unterschiedlich behandelt wurden und somit gegen das Gleichheitsgebot verstoßen wurde. Der Gesetzgeber war gezwungen, die grundsteuerlichen Bewertungskriterien zu reformieren, sodass Grundbesitzer nun eine Erklärung zur Feststellung des Grundsteuerwerts bis zum 31. Oktober 2022 abgeben müssen. 

Die elektronischen Steuervordrucke stellte das BMF ab dem 1. Juli 2022 im Portal „Mein ELSTER“ zur Verfügung. Womit das BMF offenbar nicht gerechnet hat, war der Ansturm von über 100.000 Steuerpflichtigen, der die IT-Infrastruktur in kürzester Zeit über die Grenzen des Belastbaren brachte. Der eine oder andere Onlinehändler fühlte sich hierbei bestimmt an die technischen Anfangsschwierigkeiten bei der Einführung des One-Stop-Shop (OSS) erinnert.

Fazit

Ende 2021 hatte die Ampelregierung ihre ambitionierten steuerlichen Digitalisierungsvorhaben angekündigt. Schlagworte wie Big Data, Blockchain und E-Invoicing geistern seitdem durch die Flure der Finanzämter. Unabhängig hiervon hatte auch das BZSt seine Digitalisierungsstrategie Anfang 2022 veröffentlicht. Nur: Die besten Digitalisierungsvorhaben bringen nichts, wenn bereits 100.000 Nutzer die grundlegende IT-Infrastruktur in die Knie zwingen können. 

In Anbetracht der bevorstehenden Herausforderungen – etwa beim Thema E-Invoicing – muss hier schnellstens nachgebessert werden. Denn hier werden ganz andere Datenmengen und Nutzergrößen die IT-Infrastruktur der Finanzverwaltung herausfordern. Man kann nur hoffen, dass die Finanzverwaltung den digitalen Warnschuss gehört hat.   

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