Business Model Canvas

Die Idee für euer Geschäft steht bereits? Glückwunsch! Nun solltet ihr diese unbedingt noch strukturieren und visualisieren. Das Business Model Canvas (kurz BMC) hilft euch dabei und verrät euch zudem, wie unternehmerisch sinnvoll eure Ideen sind. In diesem Beitrag erklären wir euch, wie ihr das Business Model Canvas für die Entwicklung und Analyse eures Geschäftsmodells einsetzt. Am Ende des Artikels findet ihr eine kostenlose Vorlage, um mithilfe der Business-Model-Canvas-Methode eure Geschäftsidee zu visualisieren.

Inhaltsverzeichnis:

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Business Model Canvas – wozu?

Zu den ersten großen Hürden der Unternehmensgründung gehört, dass ihr eine Geschäftsidee entwickelt und einen treffenden Firmennamen findet. Doch das allein macht euch noch nicht zu erfolgreichen Unternehmern. Als Gründer benötigt ihr natürlich auch ein Geschäftsmodell, das zu eurer Idee passt.

Mithilfe der Business-Model-Canvas-Methode könnt ihr ein neues Geschäftsmodell systematisch und zielgerichtet entwickeln bzw. ein bestehendes Modell gezielt verändern.

Gerade für euch als innovative Gründer ist es sinnvoll, das Business Modell Canvas zu verwenden. Die Erkenntnisse, die ihr daraus gewinnt, könnt ihr später für euren Businessplan[4]  nutzen.

Hinweis:
Das Business Model Canvas ist nützlich als Vorbereitung auf euren späteren Businessplan. Hier erfahrt ihr, ob sich eine weitere Ausarbeitung eurer Ideen lohnt. Es ist flexibel und eignet sich gut für Trends sowie schnelllebige Branchen.

Business Model Canvas – für wen?

Das BMC eignet sich für die Geschäftsmodellentwicklung für Startups sowie für Selbstständige und Unternehmensgründer aus verschiedenen Bereichen. Es ist insbesondere in der frühen Gründungsphase hilfreich.

Jedoch profitieren nicht nur Gründer von der Methode. Auch etablierte Unternehmen nutzen sie, um neue Ideen zu entwickeln, weitere Produkte auf den Markt zu bringen oder neue Vertriebsstrategien aufzusetzen.

Business Model Canvas – der konkrete Nutzen

Es ist völlig normal, dass euch als Gründern viele Gedanken und Ideen durch den Kopf schießen. Auf dem Weg von der Idee bis zu einem soliden Unternehmen müsst Ihr schließlich so einiges bedenken. Und genau dafür ist das Business Model Canvas da.

Es hilft euch, professionell zu planen und den Überblick zu bewahren.

Es unterstützt euch bei:

  • Der Sortierung eurer Gedanken, damit ihr keine wichtigen Punkte vergesst.
  • Der Weiterentwicklung eurer Geschäftsidee.
  • Der Überprüfung der Wirtschaftlichkeit und Tragfähigkeit eures geplanten Geschäftsmodells.
  • Der schrittweisen Entwicklung eures Geschäftsmodells.

Sollte es mehrere Wege geben, euer Produkt bzw. eure Dienstleistung zu vermarkten (z.B. Onlineshop oder Direktvertrieb), dann hilft euch das BMC ebenfalls weiter. Ihr könnt die verschiedenen Möglichkeiten ganz einfach nebeneinanderstellen und miteinander vergleichen. So erfahrt ihr, ob die Umsetzung eurer Geschäftsidee wirtschaftlich rentabel ist.

Business Model Canvas – Anwendungsgebiete

Das BMC könnt ihr als ein universelles Werkzeug für die Strukturierung sowie die Diskussion eines Geschäftsmodells deuten.

Es hilft euch bei der Bewältigung folgender Aufgaben:

  • Diskussion über die Potentiale für die Entwicklung eures Unternehmens
  • Planung von Startups und neuen Geschäftsmodellen
  • Ordnung der digitalen Transformation eures Unternehmens
  • Förderung der Kundenzentrierung

Zusammengefasst ist das BMC als Methode also immer dann hilfreich, wenn mehreren Leuten der Aufbau sowie die Entwicklung Eures Geschäftsmodells verständlich gemacht werden sollen.

Business Model Canvas – So funktioniert es

Das Modell ist in neun verschiedene Bereiche gegliedert, in denen die kritischen Erfolgsfaktoren für eure Geschäftsidee dargestellt werden.

Die Fokussierung auf wenige Bereiche lässt selbst sehr komplexe und innovative Vorhaben konkret greifbar erscheinen.

Business Model Canvas – Umsetzung

Das BMC könnt ihr ganz einfach auf einem großen Blatt Papier umsetzen. Nicht umsonst bedeutet Business Model Canvas auf Deutsch übersetzt in etwa „Geschäftsmodell-Leinwand“.

Wir erklären Euch die Umsetzung des Business Model Canvas mithilfe von Beispielfragen, die ihr für euch beantworten solltet.

Hinweis:
Viele Unternehmer ziehen es vor, bei der Umsetzung des BMC auf einem DIN-A0-Papier zu arbeiten. Die Verwendung von Stiften und Post-its kann die Visualisierung Eurer Gedanken erleichtern. Alternativ könnt ihr das Business Model Canvas mithilfe unserer Vorlage ausfüllen. Es gibt auch Online-Tools wie Canvanizer, Miro, Strategyzer oder Visual Paradigm, die euch mit verschiedenen Templates bei der Erstellung helfen. Entscheidet für euch, was ihr als angenehmer empfindet.

Key-Activities Business Model Canvas

Für die Darstellung eures Geschäftsmodells stehen im Business Model Canvas neun Felder. Die Reihenfolge sollte eingehalten werden, da manche Bereiche aufeinander aufbauen.

  1. Kundengruppen bzw. Zielgruppen (Customer Segments)
  2. Wertangebote bzw. Kundennutzen (Value Propositions)
  3. Marketing- und Vertriebskanäle (Channels)
  4. Kundenbeziehungen und -bindung (Customer Relationships)
  5. Einnahmen (Revenue Streams)
  6. Schlüsselressourcen (Key Resources)
  7. Schlüsselaktivitäten (Key Activities)
  8. Schlüsselpartnerschaften (Key Partnerships)
  9. Kostenstruktur (Cost Structure)

1. Kundengruppen bzw. Zielgruppen

Macht euch darüber Gedanken, wer zu den Kunden eures Unternehmens gehört. Dieser Bereich ist eng mit eurem Werteangebot bzw. dem Kundennutzen verbunden.

Klärt dabei folgende Fragen:

  • Wen soll euer Produkt bzw. eure Dienstleistung ansprechen? Für wen schafft es einen Mehrwert?
  • Wodurch zeichnet sich eure potentielle Zielgruppe aus? Wo leben eure potentiellen Kunden, wie alt sind sie, wie ist ihr Bildungsstand und ihr Einkommen?
  • Wie viel Geld würde diese Zielgruppe für ähnliche Angebote ausgeben?
  • Welche Kundengruppen sind für euch am wertvollsten?
  • Welche Strategie verfolgt ihr in welcher Kundengruppe?

Bei der Definition Eurer Zielgruppe stehen euch zahlreiche Kriterien zur Verfügung. Hierbei unterscheidet ihr beispielsweise zwischen der Zielgruppendefinition der Bereiche Privatkunden (B2C) und Geschäftskunden (B2B).

Natürlich gibt es nicht nur „den einen“ Zielkunden für euer Angebot. Es handelt sich hierbei immer um unterschiedlichen Kundensegmente oder -gruppen.

Wenn es um die Kaufentscheidung geht, setzt jede Kundengruppe andere Schwerpunkte.

Fragt euch, welche Kundengruppe für euch als Unternehmer die wertvollste ist. Wertvoll bedeutet in diesem Fall: Mit welchen Zielkunden könnt ihr den meisten Umsatz erzielen? Welche Kunden gelten als besonders treu und profitabel?

Auf Basis eurer Kundengruppen wird für euch ersichtlich, in welchen Märkten euer Unternehmen aktiv ist. Handelt es sich hierbei um einen Massenmarkt oder ggf. eine Marktnische?

Gleichzeitig wird euch anhand Eurer Zielgruppen klarer, welche Kommunikations- und Distributionskanäle ihr im Marketing wählen solltet.

2. Werteangebote bzw. Kundennutzen

Die Kaufentscheidung Eurer potentiellen Kunden wird insbesondere dadurch beeinflusst, wie gut euer Produkt bzw. Eure Dienstleistung ein konkretes Problem löst bzw. ein Bedürfnis erfüllt.

Aufgrund dessen ist hier die Frage relevant: Warum kauft ein Kunde ein bestimmtes Produkt bzw. nimmt eine bestimmte Dienstleistung in Anspruch? Hierbei müsst ihr als Unternehmer natürlich für die unterschiedlichen Kundengruppen nach Gründen suchen.

Stellt euch dabei die Frage:

  • Welche Produkteigenschaften sind innerhalb der Kundengruppen besonders relevant?
  • Ist es der Preis, die Leistung, das Image oder der Service?

Beantwortet für dieses Feld folgende Fragen:

  • Was genau bietet ihr an?
  • Wie bietet ihr eure Produkte bzw. wure Dienstleistung an?
  • Euer Angebot löst wessen bzw. welches Problem?
  • Welchen Nutzen erzeugt wuer Angebot?
  • Welche Vorteile bietet wuer Angebot, auch im Hinblick auf die Konkurrenz?
  • Welche Alleinstellungsmerkmale hat euer Angebot?
  • Welche Produkteigenschaften sind für eure Kunden besonders wichtig?
  • Welche Wettbewerbsvorteile habt ihr?
  • Gibt es kritische Punkte?

3. Marketing- und Vertriebskanäle

Euer Zielkunde muss von eurem Angebot erfahren und dies möglichst einfach erwerben können. Im Hinblick auf eure bereits identifizierten Kundensegmente müsst ihr euch folgende Fragen stellen:

  • Welche Vertriebskanäle nutzt ihr, um Werbung zu machen bzw. zu kommunizieren?
  • Welche Vertriebskanäle nutzt ihr zum Verkauf?
  • Welche Kanäle eignen sich am besten für euch?
  • Welche Werbemaßnahmen habt ihr geplant?
  • Erreichen eure geplanten Werbemaßnahmen genau eure Zielgruppen?

Hierbei müsst ihr bedenken, wie sich euer Kunde vor seiner Kaufentscheidung informiert. Beantwortet folgende Fragen:

  • Wie könnt ihr die Aufmerksamkeit eurer Kunden wecken?
  • Welche Botschaften übermittelt eure Kommunikation?
  • Wie kann der Kauf möglichst einfach gestaltet werden?
  • Wie kommt euer Produkt zum Kunden?
  • Wie läuft die Betreuung eines Kunden nach dem Verkauf? (Beratung, Onboarding, Service)

4. Kundenbeziehungen und -bindung

Bereits gewonnene Kunden gilt es zu halten. Idealerweise animiert ihr sie zum Wiederkauf. Das ist üblicherweise günstiger als eine Neukundenakquise.

Zentrale Punkte sind hierbei:

  • Betreuung Eurer Kunden
  • Kundenzufriedenheit
  • Regelmäßiger Kontakt

Klärt dazu folgende Punkte:

  • Wie könnt ihr eine hohe Kundenzufriedenheit gewährleisten?
  • Wie betreut ihr eure Kunden?
  • Über welche Kanäle haltet ihr Kontakt zu euren Kunden?
  • Wie könnt ihr euch in Erinnerung bringen?
  • Welche gezielten Anreize zum Wiederkauf könnt ihr zum richtigen Zeitpunkt setzen?

5. Einnahmen

Wie verdient ihr Geld? Welches sind eure wichtigsten Einnahmequellen? Diese variieren natürlich stark je nach Geschäftsmodell.

Wichtig ist, dass ihr hier nicht alle, sondern lediglich diejenigen Einnahmequellen aufzeigt, die für euren Gesamtumsatz am wichtigsten sind:

  • Welche Zahlungsarten bietet ihr an?
  • Wie viel Zeit vergeht, bis das Geld für euch verfügbar ist?
  • Wie hoch sind eure monatlichen Gesamteinnahmen?

6. Schlüsselressourcen

Welchen Bedarf gibt es in eurem Unternehmen? Unterteilt die Schlüsselressourcen in 4 Kategorien:

  • Materiell bzw. technisch:

Welche Räumlichkeiten, Maschinen, technische Ausstattung benötigt ihr? Braucht ihr Fahrzeuge?

  • Wissensbasiert:

Müsst ihr beispielsweise Schutzrechte wie Patente oder Marken anmelden?

  • Team:

Wie viele Mitarbeiter braucht ihr? Welche Abteilungen sind zu besetzen? Welche Schlüsselqualifikationen erwartet ihr von euren Mitarbeitern?

  • Finanzen:

Wie viel Startkapital benötigt ihr, um zu wachsen und euer Unternehmen profitabel zu machen?

Welche Ressourcen braucht ihr unbedingt und woher kommen diese?

Hierbei müsst ihr den Fokus auf die Schlüsselressourcen legen, also darauf, was für den Aufbau eures Unternehmens unbedingt erforderlich ist.

7. Schlüsselaktivitäten

Welche Aktivitäten sind für den Erfolg eures Unternehmens essentiell?

Legt dabei nicht nur die Verantwortungen fest, sondern erstellt auch Zeitpläne für diese Tätigkeiten:

  • Was müsst ihr unbedingt leisten?
  • Was sichert den Fortbestand eures Unternehmens?
  • Wodurch wird euer Unternehmen hinsichtlich der Produktion, der Kundenfokussierung, des Vertriebs, des Einkaufs, der Kommunikation, der Kundenbindung, des Recruitings, der Finanzierung und der Partnerschaften verbessert?

Setzt hierbei unbedingt Prioritäten. Ihr könnt nicht alle Aktivitäten gleichzeitig angehen. Die Aktivitäten haben je nach Unternehmensphase und Ressourcen Priorität.

Wollt ihr einen Markt schnell besetzen? Dann legt euren Fokus auf starkes Umsatzwachstum. Dazu benötigt ihr neue Mitarbeiter sowie Kapital zur Finanzierung eures Wachstumskurses.

8. Schlüsselpartnerschaften

Welche Partner benötigt ihr außerhalb eures Unternehmens?

  • Benötigt euer Unternehmen Vertriebspartner?
  • Wie sieht es mit Geldgebern aus?
  • Bestehen besondere Konditionen bei Lieferanten im Einkauf?
  • Seid ihr beim Absatz oder in der Beschaffung von bestimmten Lieferanten abhängig?
  • Muss euer Angebot von Bloggern oder Journalisten bekannt gemacht werden?
  • Habt ihr Partnerschaften zur Erschließung neuer Märkte?

Zählt jene auf, die euch zu besonderen Vorteilen verhelfen oder die ihr benötigt, um Aufgaben zu bewältigen, die euer Unternehmen allein nicht schafft.

Versucht auch zu verstehen, wie Ihr Verbindungen langfristig sichern oder die Abhängigkeit von gewissen Partnerschaften senken könnt.

9. Kostenstruktur

Welche Kosten fallen für eure Unternehmensgründung an, wie hoch sind eure laufenden Betriebsausgaben und -kosten?

  • Wie entwickeln sich eure Fixkosten?
  • Müsst ihr mit zunehmender Unternehmensgröße ggf. Kapazitätserweiterungen vornehmen?
  • Wie hoch sind eure variablen Kosten? Wie entwickeln sie sich bei zunehmendem Absatz?
  • Welche Bereiche haben bei euch den größten Kostenanteil?
  • Wie hoch ist die Marge einzelner Produkte?
  • Wie hoch ist eure monatliche Belastung?

Business Model Canvas – Vor- und Nachteile

Durch das Business Modell Canvas steht euch ein sehr einfaches Instrument für eure Geschäftsentwicklung zur Verfügung. Selbst ohne großes Vorwissen könnt ihr es für eure Planung verwenden. Das bringt viele Vorteile, aber natürlich auch Nachteile mit sich.

Vorteile:

  • Es ist kostenlos, sowohl in Papierform als auch als Software.
  • Ihr benötigt kein ausgeprägtes Vor- oder Fachwissen, da es intuitiv nutzbar ist.
  • Die Zusammenhänge werden euch übersichtlich visualisiert.
  • Auch in der Gruppe könnt ihr es verwenden.
  • Die Kernpunkte der Geschäftsmodellentwicklung werden umfasst.
  • Ihr könnt es jederzeit leicht ergänzen.
  • Verschiedene Geschäftsmodelle für ein Angebot könnt ihr einfach miteinander vergleichen.
  • Es bietet euch eine ideale Grundlage für die Ausarbeitung eures Businessplans.

Nachteile:

  • Im Vergleich zu einem Businessplan ist das Modell stark vereinfacht.
  • Ihr könnt lediglich eine grobe Skizzierung eurer Kosten und Gewinne vornehmen. Einen ausgearbeiteten Finanzplan solltet ihr dennoch unbedingt zusätzlich erstellen.
  • Die Lage eurer Konkurrenz wird lediglich gering beleuchtet.
  • Es fehlen Trendanalysen.

Trotz der Nachteile ist das BMC ein wertvolles und hilfreiches Instrument für eure erste Planung sowie für die Entwicklung eurer Gründungsidee.

Dadurch wird euch Gründern das Verständnis der essentiellen Zusammenhänge erleichtert. Zudem ist es für euch eine gute Vorbereitung für die Erstellung späterer, ausführlicher Pläne.

Business Model Canvas – Template zum Download

Ihr möchtet nun euer eigenes Business Model Canvas erstellen? Die Uni Hamburg stellt euch eine praktische Vorlage im PDF-Format zur Verfügung, die ihr einfach herunterladen und anschließend ausfüllen könnt.


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