KI-Assistenten (und -Agenten) in der Steuerberatung: Replik auf einen HAUFE-Artikel

HAUFE hat jüngst eine Anleitung dazu veröffentlicht, wie Steuerkanzleien KI-Assistenten bzw. KI-Agenten in ihren Alltag und in die Steuerberatung integrieren können (hier verlinkt). Das klingt auf den ersten Blick sinnvoll und zukunftsweisend. Doch ist der dort beschriebene Ansatz wirklich der richtige Weg?
Meine Perspektive zu KI Assistenten in der Steuerberatung
KI kann und wird Steuerkanzleien entlasten. Ich selbst profitiere schon sehr davon, indem ich den OpenAI-Aufgabenmanager sämtliche Rechtsprechung und Rechtsentwicklung für mich überwachen und in meine E-Commerce-Welt einordnen lasse.
Aber was wir aktuell auf Kanzleiebene sehen, ist vor allem die Integration von KI in bestehende Prozesse – und nicht die erforderliche Anpassung der Prozesse an eine KI-gestützte Zukunft. Wir zäumen das Pferd also von hinten auf.
Warum?
Automatisierung auf Knopfdruck? Fehlanzeige!
Steuerberater arbeiten mit einem regelbasierten System, das wenig Spielraum für Fehler lässt. Ein KI-Tool, das Steuerbescheide aufbereitet oder Eingangsrechnungen klassifiziert, wie es im HAUFE-Artikel vorgeschlagen wird, mag nett sein – aber löst das wirklich die strukturellen Herausforderungen der Branche?
Die eigentliche Frage ist: Wer übernimmt die Verantwortung für die KI-Assistenten?
Diese zentrale Frage beantwortet der HAUFE-Artikel nicht, dabei ist sie der Dreh- und Angelpunkt jeder möglichen Effizienzsteigerung. Warum?
KI-Assistenten und KI-Agenten können unterstützen, aber sie können keine Steuerberatung leisten (Stichwort: Vorbehaltstätigkeiten = Aufgaben, die nur Steuerberater übernehmen dürfen). Wer haftet für fehlerhafte KI-Auskünfte? Wie gehen wir mit Halluzinationen um? Ein Assistent, der plausible, aber falsche Steuerantworten generiert, hilft niemandem – außer einem Betriebsprüfer auf der Suche nach einem Mehrergebnis.
Effizienz ohne Strategie?
Viele Empfehlungen für den Einsatz von KI in Kanzleien greifen meines Erachtens noch zu kurz. Statt Stückwerk-Lösungen brauchen wir ein ganzheitliches Konzept: Wo ergänzt KI den Menschen wirklich, wo hebelt sie dessen Effizienz (Wer misst diese Effizienz aktuell eigentlich exakt, wenn wir sie doch hebeln wollen?) – und wo bleibt menschliche Expertise unverzichtbar?
Was heißt das auch für die Ausbildung und das Mindset von Steuerexperten sowie ihre Fehlertoleranz?
Eure Meinung?
Wo seht ihr das größte Potenzial von KI in der Steuerberatung? Und wo liegen die Fallstricke? Wo setzt ihr KI bereits erfolgreich ein? Ich bin gespannt auf eure Gedanken hier in den Kommentaren.
Hagen
Vorab: ich habe nicht beruflich mit Steuerthemen zu tun sondern bin Steuerpflichtiger, der versucht mit dem Thema umzugehen.
Spannender Beitrag – aber ganz ehrlich: Wenn wir immer nur die Risiken betonen, kommen wir keinen Zentimeter weiter. Natürlich ist KI nicht fehlerfrei (wer will schon einem Algorithmus vertrauen, der aus einer Quittung plötzlich ein Gedicht macht?). Aber gerade im Bereich Steuerberatung schlummern riesige Potenziale, die es wert sind, mutiger angegangen zu werden.
Heute schon kann KI uns lästige, repetitive Aufgaben abnehmen: Belege sortieren, Vorschläge zur Buchung machen, erste Entwürfe generieren. Das spart Zeit – und Nerven. Wichtig ist dabei nur: Der Mensch bleibt im Spiel. “Human in the Loop” ist kein Trendbegriff, sondern der Schlüssel. Kontrolle, Korrektur und Entscheidung liegen weiter bei uns.
Der Verweis auf „halluzinierende“ KI darf kein Totschlagargument sein. Sonst überlassen wir anderen (die weniger Angst vor Veränderung haben) das Feld. Die klügere Antwort ist: Nutzen, was geht – und prüfen, was kommt. Wer KI sinnvoll integriert, macht sich das Leben leichter. Übertragen auf das Berufsleben gilt dann wohl bald: Wer sich ihr verweigert, wird vermutlich bald von jemandem ersetzt, der sie einsetzt.
Fazit: Mehr Neugier, weniger Schreckgespenst. Veränderung bleibt – also besser mitgestalten als zusehen.
(diesen Leserkommentar habe ich mit meinen Inhalten KI-unterstützt erstellt und ich stehe zu jedem Wort davon!)
Dr. Roger Gothmann
Moin Hagen,
herzlichen Dank für deinen Kommentar, den ich sehr zu schätzen weiß.
Ich stimme dir zu: Chancen und Risiken sind immer – gerade als Unternehmer – zwei Seiten derselben Medaille.
Mir ist nur wichtig: Im Steuerrecht gibt es hinten raus keine große Fehlertoleranz. Einen Betriebsprüfer interessieren nicht dein Mut, sondern nur die Resultate. Das müssen wir hier im Blick halten – wie z.B. dieser Beitrag verdeutlicht.
Liebe Grüße
Roger Gothmann