ChatGPT und die Frage der Quellen (im Steuerrecht): ein Pilotprojekt von Taxy.io & Taxdoo

Mit diesem Artikel wollen wir all den Tax & Tech Nerds, denen daran gelegen ist, dass unsere gemeinsame Profession zu mehr Lösungen als Problemen führt, einen ersten Einblick in ein KI-ChatGPT-Pilotprojekt geben. Dieses Projekt hat seine Anfänge auf dem diesjährigen Taxdoo Innovation Summit genommen.
Dabei geht es um die im Steuerrecht heiß diskutierte Frage bzw. Feststellung: ChatGPT bzw. Künstliche Intelligenz beeinflussen in einem rasenden Tempo unsere Arbeit. Jedoch entsteht ein Großteil der Resultate in einer Blackbox, denn die Entscheidungsstrukturen und vor allem die Quellen sind für den Anwender nicht sichtbar.
Es geht um die Frage: Woher beziehen ChatGPT & Co. ihr Wissen und wie bilden sie ihre Meinungen?
Der Taxdoo Innovation Summit 2023 & ChatGPT: We are living in the future of yesterday
110 Thought Leader aus Steuerberatung, Buchhaltung, Technologie und der Finanzverwaltung trafen sich am 14.06.2023 auf dem Taxdoo Innovation Summit einen ganzen Tag (und Abend) in Hamburg. Natürlich durfte auch ChatGPT nicht fehlen. Der Vortrag dazu von Stefan Groß (PSP & TAXPUNK) war nicht nur eines der Highlights, sondern wurde auch auf der Abendveranstaltung auf StrandPauli intensiv diskutiert.
Dieser Vortrag verdeutlichte gut, was Technologien wie ChatGPT & Co. im Steuerrecht aktuell leisten können, und was aber auch nicht.
Nicht nur im Steuerrecht – aber dort ganz besonders – stellt sich unbedingt die Frage: Woher beziehen diese Technologien eigentlich ihr Wissen, das unter dem Mantel Künstliche Intelligenz (KI) bei den meisten Anwendern eine deutlich höhere Gewichtung hat, als eine Googlesuche oder eine vermeintlich simple Datenbankabfrage.
Stefan zeigte u.a., dass KI z.B. bei der in keiner Steuerberaterprüfung fehlenden Frage der Betriebsaufspaltung bereits ganz nette Antworten liefern kann. Allerdings hauten die Resultate die meisten nicht vom Hocker.
Da ist noch etwas Luft nach oben, bis ChatGPT die Steuerberater-Partnerstunde für 400 bis 600 Euro abrechnen darf – oder Technologie diese Rechnungen überflüssig macht 😉


Letztendlich stellt sich bei der Arbeit mit ChatGPT immer eine wesentliche Frage: Wie kann ich die Antwort verifizieren? Mittlerweile lernen bereits unsere Kinder in der Schule und in Fächern wie Medienkunde, dass die Quellen immer der Anfang sind. Doch: Was sind die Quellen von ChatGPT?
Diese Frage beschäftigt uns seit dem Release der ersten ChatGPT-Version, denn zur Taxdoo-DNA gehört es seit Tag 1, auf hochwertigen Content zu setzen. In unseren Blog und andere Formate fließen enorm viele Ressourcen, um unser Wissen an der Schnittstelle von Technologie & Steuerrecht allen zugänglich zu machen.
Dafür bot der Taxdoo Innovation Summit eine kleine Geburtsstunde.
Eine lange Freundschaft und nun ein erstes Pilotprojekt: Taxy.io & Taxdoo
Teilnehmer des Taxdoo Innovation Summits war auch Steffen Kirchoff, der CTO und Co-Founder von Taxy.io – den KI-Pionieren im Steuerrecht. Taxy.io und Taxdoo entstammen derselben Generation von TaxTechs. Wir kennen und schätzen uns daher seit Jahren. Der Summit 2023 war die Gelegenheit für ein erstes gemeinsames Pilotprojekt und der Kernfrage: Wer oder was macht KI intelligent?

Gesagt, getan! Wir vereinbarten, dass wir das Wissen, das wir in sieben Jahren Taxdoo zu Umsatzsteuer, Onlinehandel und Finanzbuchhaltung erschaffen haben, in die Taxy.io-KI-Maschine gießen, um das allen Steuerkanzleien zur Verfügung zu stellen.
Im Folgenden seht ihr die ersten Ergebnisse der gemeinsamen Betaversion, die noch nicht öffentlich verfügbar ist.
Was leistet die KI von Taxy.io mit dem Wissen von Taxdoo?
Das Team von Taxy.io hat ihre KI zunächst mit 358 Taxdoo-Blogposts gefüttert und trainiert. Schauen wir mal, was im ersten Schritt dabei herausgekommen ist.
Wir beginnen dabei mit einer – zumindest für die regelmäßigen Leser dieses Blogs – einfachen Frage, bzw. dem entsprechenden Prompt.
Was war nochmal ein Prompt? Ein Prompt ist faktisch die Frage, die du an ChatGPT richtest. Dein Prompt entscheidet maßgeblich die Antwort, die ChatGPT dir liefern wird. Dabei steht für dich im Fokus, immer möglichst klare Fragen mit den richtigen Schlüsselworten zu stellen.
Fangen wir mit unserem ersten Prompt an und vergleichen die Resultate, die ChatGPT uns liefert, mit den den Ergebnissen von Taxy.io & Taxdoo.
Prompt: Ein Unternehmer versendet im Juli 2023 eine Flasche Rotwein nach Frankreich. Der Wert dieser Flasche beträgt 100 Euro netto. Der Käufer ist ein Endverbraucher und die Umsatzschwelle von 10.000 Euro pro Kalenderjahr ist überschritten. Wie viel Umsatzsteuer fällt an und wo ist diese abzuführen?

Hier kommen Taxy.io und Taxdoo – natürlich basierend auf demselben Prompt.

Man merkt auf den ersten Blick, dass die Inhalte aus Hamburg stammen. Da schnackt man nicht lange herum und kommt direkt auf den Punkt.
Was sieht man? Die Resultate sind identisch. Der Vorteil bei unserem Piloten: Ihr könnt direkt auf die Quellen gehen und seht somit, woher die KI ihr Wissen bezieht und wie sie sich ihre Meinung bildet.
Einfluss der Quellen auf die Ergebnisse
Wir erzeugen jetzt einen neuen Prompt, weil unsere Buchhaltungsexperten wissen wollen, wie ein Buchungstext für Fernverkäufe im Onlinehandel aufgebaut sein sollte.
Prompt: Wie sollte der Buchungstext für einen Fernverkauf aussehen?

Derselbe Prompt an ChatGPT gerichtet, liefert uns das folgende Ergebnis.

Hier ist gut zu erkennen, wie die Quellen – natürlich! – das Ergebnis beeinflussen. Das Resultat, das ChatGPT uns liefert, ist nicht falsch. Es ist aber im Vergleich zu dem, was Taxy.io & Taxdoo ausgeben, generisch und für die Zielgruppe – Steuerkanzlei mit dem Fokus E-Commerce – nicht praktikabel.
Damit wollen wir es mit den ersten und ganz frischen Einblicken belassen. Wir werden euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, denn Wissen im Steuerrecht sollte jedem zugänglich sein – wenn er die richtigen Fragen stellt.
Wann ersetzt ChatGPT den Steuerberater?
Sind ChatGPT & Co. bereits die Subsumtionsmaschinen, die den Steuerberater ersetzen? Nein, noch nicht!
Aber dann vielleicht bald? Ganz ehrlich: Für uns ist das nicht die Frage! Warum? Kein Unternehmen ist wie das andere. Jedes Unternehmen ist mal mehr, mal weniger eines dieser schöpferischen Zerstörer. Es werden daher immer Menschen sein, die Grenzen neu definieren und Dinge zum Leben bringen, die vorher niemand für möglich hielt. Daher bin ich der Ansicht: Wir leben in der besten aller Zeiten, solange wir wissen, wie Technologie, die uns von nervigen Arbeiten befreien kann, eigentlich im Hintergrund arbeitet und woher sie ihr Wissen bezieht.
Dann werden Steuerberater das tun, wofür man sie lieben wird: Ihren Mandanten den Rücken frei halten von einer stetig wachsenden Regulierung/Bürokratie, denn das ist ein anderer Megatrend!
Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie und wofür ihr bereits KI in eurer Steuerkanzlei einsetzt.

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Eben kam der Hinweis über LinkedIn von einem sehr geschätzten BIG-4 Kollegen, dass man in diesem Zusammenhang eher von Generativer KI sprechen sollte. Damit hat er vollkommen recht. ChatGPT ist mittlerweile ein Synonym für KI geworden und jeder kann etwas damit anfangen – das war die Intention dieser Begrifflichkeit im Blogpost – dennoch sollten wir hier klar abgrenzen. Danke dafür!
Die Herausforderungen, die ChatGPT neben der Quellenthematik aufweist, sind u.a. das Thema Datenschutz: ein weiterer Grund für das Pilotprojekt mit Taxy.io.