KI in der Steuerberatung als iPhone-Moment und warum wir ihn mit der Private-Equity-Diskussion nicht verspielen sollten!

KI ist in der Steuerberatung angekommen – und zwar endgültig. Sie verändert Routinen, Rollenbilder und ganze Geschäftsmodelle. Wer glaubt, mit einem ChatGPT-Abo sei es getan, unterschätzt die Dimension dieses Wandels. Es braucht neue Strukturen, Spezialisierung und Offenheit für Impulse von außen, damit Kanzleien ihren eigenen iPhone-Moment gestalten, statt von ihm überrollt zu werden.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 3min. Lesezeit
KI in der Steuerberatung als iPhone-Moment und warum wir ihn mit der Private-Equity-Diskussion nicht verspielen sollten!

Gemeinsam mit Prof. Volker Römermann habe ich in der aktuellen Ausgabe von DER BETRIEB aufgezeigt, dass generative KI längst in der Steuerberatung angekommen ist – und zwar nicht als Spielerei, sondern als neue Basistechnologie, die bleibt. Wer glaubt, ein ChatGPT-Pro-Abo reiche als Antwort, unterschätzt die Dimension dieses Wandels.

Es braucht mehr: Offenheit im Denken, Mut zu neuen Geschäftsmodellen und moderne Besitzstrukturen. Wir dürfen den Markt nicht durch starre Regeln und Besitzdogmen abriegeln, sondern müssen Impulse von außen zulassen – sei es durch Kapital, Technologie oder neue Talente. Nur so kann die Steuerberatung ihren eigenen „iPhone-Moment“ gestalten, statt von ihm überrollt zu werden.

Was hat die Private-Equity-Diskussion mit KI in der Steuerberatung zu tun?

Diese Frage versuchen Prof. Römermann und ich in der aktuellen Ausgabe von DER BETRIEB zu beleuchten.

Zufälligerweise fällt unser Artikel in dieselbe Ausgabe, in der auch der Präsident der Bundessteuerberaterkammer, Hartmut Schwab, dafür wirbt, dass man Investoren den Weg in den Markt für Steuerberatung verweigern sollte, um die Unabhängigkeit zu wahren.

Ich denke, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, in der sich Steuerberatung ein Stück weit neu erfinden sollte. Weg vom weitgehend reaktiven Wissensvermittler, hin zum proaktiven und datenbasierten Strategieberater. Ihr seht hier die Abstracts der beiden gegenläufigen Artikel.

Braucht jede Steuerkanzlei Private-Equity? Ganz sicher nicht! Aber …

Die Steuerberatung erlebt gerade die vielleicht spannendste Phase ihrer Geschichte. KI und Automatisierung lösen Routinearbeiten auf, die lange Zeit das Rückgrat vieler Kanzleien bildeten. Private Equity bringt Kapital, Plattformmodelle und Management-Expertise in den Markt, was enorme Chancen, aber auch – nachvollziehbar – Ängste auslöst.

Statt in Abwehrhaltung zu verharren, sollten wir den Wandel aktiv nutzen: durch Spezialisierung, klare digitale Prozesse und datengetriebene Beratung, die Mandanten echten Mehrwert liefert. Der Steuerberater von morgen ist kein Verwalter von Fristen mehr, sondern ein Sparringspartner auf Augen- und Datenhöhe, der Risiken sichtbar macht und strategische Entscheidungen begleitet.

Dafür braucht es moderne Strukturen, transparente Honorarmodelle und eine konsequente Verzahnung von Fachwissen und Technologie. Der Fachkräftemangel zeigt zugleich: Nur wer attraktive digitale Arbeitsumgebungen schafft, wird junge Talente gewinnen und halten. Für mich ist klar: Mandantenvertrauen entsteht nicht durch Besitzstrukturen oder Nostalgie, sondern durch überprüfbare Qualität, Effizienz und Innovationskraft. Wenn es uns gelingt, Erfahrung und digitale Kompetenz zu verbinden, entsteht eine neue Stärke, die weit über klassische Steuerberatung hinausgeht. Ich bin überzeugt: Unser „iPhone-Moment“ steht bevor – und er entscheidet, ob wir den Wandel gestalten oder von ihm überrollt werden.

P.S.: Die Bilder, die ihr hier seht, stammen von meiner Keynote auf der Legal Revolution am 18.09.2025 in Würzburg: KI in der Steuerberatung – (R)Evolution im Kanzleialltag?

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