ViDA und der zähe Verhandlungsdurchbruch: erweiterte(r) OSS …. ab Mitte 2028 wird es deutlich einfacher für Pan EU, CEE, ZFS, …

Der heutige ViDA-Druchbruch des ECOFIN-Rats zeugt eher von einem Reförmchen, denn Onlinehändler und Steuerkanzleien werden sich noch fast vier Jahre gedulden müssen, bis der OSS einige Geschwister bekommt und die Single VAT ID zumindest teilweise zum Leben erwacht.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 3min. Lesezeit
ViDA und der zähe Verhandlungsdurchbruch: erweiterte(r) OSS …. ab Mitte 2028 wird es deutlich einfacher für Pan EU, CEE, ZFS, …

Alle Finanz- und Wirtschaftsminister der EU (ECOFIN-Rat) haben sich heute nach monatelangen und zähen Verhandlungen auf die nächsten Reformstufen im Bereich Umsatzsteuer und E-Commerce geeinigt. Die mehrstufige Reform dahinter – VAT in the Digital Age (ViDA) – ist damit faktisch beschlossen.

Was heißt das jetzt konkret?

Das dicke Haar in der Suppe: Umsetzung frühestens zum 1.7.2028

Fangen wir mit dem dicksten ABER an. Die Reform wird erst in ca. 4 Jahren in nationales Umsatzsteuerrecht umgesetzt werden – zum 1.7.2028. Zudem wird sie wieder – wie damals das VAT E-Commerce Package in 2021 – zum 1.7. in Kraft treten.

Vier Jahre sind im E-Commerce eine Ewigkeit. Die Sache mit dem 1.7. wird zudem wieder zu einem unnötigen Aufwand führen, wie es in 2021 der Fall war und uns fast mit unserem Partner, der DATEV, entzweit hätte.

Was kommt zum 1.7.2028? Die Single VAT ID (zumindest fast)

Fangen wir damit an, was nicht kommt.

Keine erweiterte Lieferkettenfiktion

Die sogenannte Lieferkettenfiktion wird nicht erweitert. Die Marktplätze werden also keine zusätzlichen Steuerpflichten übernehmen.

Warum ist das gut?

Es ist gut, weil es die Marktstellung der Großen wie z.B. Amazon zementiert hätte. Kleine Marktplätze haben aktuell kaum eine Chance, das Thema Lieferkettenfiktion ohne einen enormen finanziellen Aufwand umzusetzen.

Ausweitung Reverse-Charge

Das Reverse-Charge-Verfahren verlagert die Steuerpflicht vom Verkäufer auf den Käufer für bestimmte Transaktionen. Das führt u.a. dazu, dass sich der betroffene Verkäufer bei grenzüberschreitenden Transaktionen nicht im Ausland steuerlich registrieren muss.

OSS für lokale Verkäufe, i.g. Verbringungen, …

Lokale Verkäufe im EU-Ausland (z.B. aus einem Amazon- oder Zalando-Lager heraus) werden ab 2028 auch über den OSS gemeldet werden können. Bislang muss man sich dafür lokal registrieren.

Auch für das Verbringen der Ware dorthin – und dem spiegelbildlichen i.g. Erwerb – wird ein zusätzlicher OSS geschaffen.

All das wird dazu führen, dass wir ab Mitte 2028 deutlich weniger steuerliche Registrierungen im EU-Ausland benötigen. Das kommt dem Gedanken der Single VAT ID schon sehr nahe.

ViDA-Pressemitteilung

Wer das alles im Detail nachlesen möchte, findet hier die direkte Quelle.

Nach 2028 geht es doch auch weiter?

Ja, nach 2028 sind weitere Reformblöcke geplant. Aber mal ehrlich: Die Single VAT ID ist mit Mitte 2028 bereits so weit weg, dass ich mich heute nicht wirklich traue, hier darüber zu sprechen – zumal ich mir in den vergangenen Jahren bereits die Fingerchen wundgeschrieben habe.

Sobald es konkreter wird – zur Single VAT ID und darüber hinaus – erfahrt ihr das natürlich hier.

Mein heutiger Tag

Trotz alledem hat mich diese Neuigkeit heute gefreut und die Gerüchte gingen seit Tagen in diese Richtung.

Auf dem obigen Foto seht ihr mich heute auf dem dreitägigen Seminar Tax Specialist im Online-Handel, bei dem ich den Umsatzsteuer-Teil übernehme und nach Monaten des Vertröstens den Teilnehmern heute endlich einen konkreten ViDA-Ausblick geben konnte.

4 Kommentare

    Finally…. sehr gut! Für welche Fälle bräuchte man denn ab dem 1.7.28 noch eine ausländische Registrierung?

    Moin Thomas,

    im E-Commerce müssten die meisten Transaktionen über den – bzw. über die (es wird mehrere geben) – OSS meldbar sein. M.E. selbst Dropshipping, was aktuell noch ein großer Schmerz ist. Also noch knapp vier Jahre gedulden 😉

    Viele Grüße
    Roger

    4 Jahre für eine Reform, die Millionen und Abermillionen von Euro an Bürokratie spart, warum sie nicht in, sagen wir, 1 Jahr umgesetzt werden kann, ist ein Rätsel, wie alles, was in der EU gemacht wird. Ist es besser, Abendessen und Treffen abzuhalten, um über wichtigere Themen wie, mmmm, das Elektroauto zu sprechen? Was wichtiger zu sein scheint als alle anderen EU-Themen zusammen. Es muss sein, dass wir Online-Händler nicht genug Steuern zahlen, um uns zu berücksichtigen.

    Moin aus Hamburg,

    ja, wir haben uns wohl in unserer Komplexität eingeigelt. Wie kommt man da wieder raus?

    Viele Grüße
    Roger Gothmann

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