Generative KI und Private Equity könnten 2025 für den iPhone-Moment in der Steuerbranche sorgen. Doch: Wie sieht diese Branche eigentlich konkret aus und woher kommen teilweise die Beharrungskräfte? Wir sind für euch einmal in die Zahlen und zahlreichen Studien gestiegen und haben das Wichtigste extrahiert und zusammengefasst.
Über 50.000 Steuerkanzleien gibt es in Deutschland. Ohne sie wäre ein Großteil der kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) in Deutschland verloren im Dickicht zunehmender regulatorischer Anforderungen im Bereich Steuerrecht, Buchhaltung und weitergehender Compliance.
Nicht nur im E-Commerce suchen Unternehmen daher in allen Branchen nach einem verlässlichen Partner, an den sie zwei wesentliche Anforderungen haben.
Warum diese Anforderungen nicht immer erfüllbar sind, verdeutlichen die folgenden Daten und Fakten: unsere große Taxdoo Steuerkanzlei(meta)studie 2025.
Dazu haben wir einen Deep Research über alle öffentlich verfügbaren Studien gemacht: von STAX bis hin zur DATEV und auch Fachartikel auf Papier digitalisiert und ausgewertet. Ihr seht hier das Resultat und unsere Einordnung.
Über 80 Prozent aller Steuerkanzleien in Deutschland beschäftigen maximal zehn Mitarbeitende. Genauer gesagt:
Mittlere und größere Kanzleien bilden dagegen die Ausnahme – und Großkanzleien mit über 50 Mitarbeitenden machen gerade einmal 1 % des Markts aus (ohne die Big10 wie z.B. EY, WTS, …).

Was heißt das für die Branche – und für die Digitalisierung sowie den Einsatz von KI?
Die Mehrheit der Kanzleien (80 Prozent) kämpft definitiv nicht mit komplexen Strukturen, sondern mit knappen Ressourcen. Diese Kanzleien liegen bei der Digitalisierung – und vor allem bei generativer KI – oftmals weit hinten, weil sie einfach nicht die Kapazitäten für die erforderlichen Transformationsprozesse haben.
Das drückt sich aktuell u.a. in einer breiten Skepsis generativer KI gegenüber aus.
Kürzlich sorgte die sogenannte STAX-Umfrage (2024) für Aufsehen, weil sie verdeutlichte, mit welcher Skepsis Steuerberater bzw. Steuerkanzleien den Einsatz generativer KI betrachten. Auch hier wird ein Gefälle zwischen größeren und kleinen Kanzleien deutlich.

Umso wichtiger erscheint es, dass Kanzlei wachsen. Wie sieht hier der Trend aus?
Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl steigt seit Jahren – allerdings nur in mittleren Kanzleien. Treiber sind u. a. Digitalisierung, komplexere Mandate und steigende Anforderungen an Servicequalität.

Die Teamgrößen in Steuerkanzleien wachsen – langsam, aber kontinuierlich. Besonders mittlere Kanzleien (11–50 MA) haben ihre Personalstärke seit 2010 spürbar erhöht. Dies reflektiert die wachsende Komplexität steuerlicher Themen und den Trend zur arbeitsteiligen Mandatsbetreuung.
Bei den Einzelkanzleien ist dieser Trend jedoch kaum spürbar. So entwickelt sich ein Teufelskreis aus fehlender Digitalisierung und dadurch fehlender Attraktivität für motivierte Nachwuchskräfte,
Die Zusammensetzung des Teams variiert je nach Kanzleistruktur deutlich: Während Einzelkanzleien meist aus einem Berufsträger und wenigen Fachangestellten bestehen, verfügen überörtliche Sozietäten über spezialisiertere und größere Teams.

Mit zunehmender Größe und Komplexität verändern sich nicht nur die Mandate, sondern auch die Teamstruktur: Überörtliche Sozietäten beschäftigen durchschnittlich vier Steuerberater, zehn Fachangestellte sowie mehrere Auszubildende und Verwaltungskräfte. In Einzelkanzleien hingegen dominiert das klassische Modell mit einem Inhaber und wenigen Mitarbeitenden.
Nicht ohne Grund wächst der Verwaltungsanteil mit zunehmender Kanzleigröße, da damit nicht nur eine zunehmende Professionalisierung des Personalmanagements einhergeht. Auch verfügen größere Kanzleien über zunehmend mehr Inhouse-IT-Ressourcen und damit auch über strukturiertere und standardisierte Arbeitsprozesse.
Erst kürzlich konnte ich hier in diesem Blog herleiten, dass generative KI im Steuerrecht bereits auf dem Niveau eines Big-4-Associates liegt. Die Fantasie aufseiten deutscher Steuerkanzleien zu möglichen konkreten Anwendungsfällen ist jedoch noch überschaubar und variiert auch wiederum stark mit der Kanzleigröße.

Die Hälfte aller deutschen Steuerkanzleien hat drei oder weniger Mitarbeiter. Als ich diese Zahlen kürzlich auf LinkedIn veröffentlichte, kam spontan die folgende Antwort eines Steuerberaters aus der Start-up-Welt.
Das Diagramm veranschaulicht das Dilemma der Start-up-Szene, die sich in diesem Markt tummelt (TaxTech). Der reelle Markt ist auf maximal 5-10k Kanzleien beschränkt. Ein echter „red ocean“. (Steuerberater Benjamin Bhatti).
Bedeutet das umgekehrt, dass man über 50 Prozent aller deutschen Steuerkanzleien abschreiben muss? Dass sie entweder aufgrund fehlender Kapazitäten und/oder fehlenden Transformationsdrucks gar kein Interesse an Digitalisierung, KI, Automatisierung, … haben?
Was denkt Ihr? Schreibt es in die Kommentare! (oder diskutiert mit auf LinkedIn)
Die kompakte Meta-Studie bzw. die zentralen Grafen könnt ihr gerne hier herunterladen.
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