Steuerberater, E-Commerce, Capital Bra und goldene Schallplatten: Umgib dich immer mit den richtigen (Steuer)Experten!

Nach außen abgef**kt und nach innen hochprofessionell. Das ist die Rap-Szene. Wessen goldene Schallplatten dennoch vom Finanzamt versteigert werden, hat sich mit den falschen Experten umgeben – so geht es auch vielen Unternehmen im E-Commerce.
Dr. Roger Gothmann
Dr. Roger Gothmann
  • 4min. Lesezeit
Steuerberater, E-Commerce, Capital Bra und goldene Schallplatten: Umgib dich immer mit den richtigen (Steuer)Experten!

Wer als Rapper langfristig erfolgreich ist, hat zwar nach außen hin häufig ein abgef**ktes Image. Hinter den Kulissen sind diese Menschen überwiegend extrem professionell, smart, diszipliniert und strukturiert.

Keine Regel ohne Ausnahme: Die goldenen Schallplatten von Rapper Capital Bra lagern derzeit wegen Steuerschulden beim Finanzamt Potsdam und stehen auf der Zoll-Auktion-Plattform zur Versteigerung. (Hier geht es zur Diskussion auf LinkedIn dazu.)

E-Commerce-Sprachrohr Alexander Graf, der 2024 auch eine mitreißende Keynote auf dem Taxdoo Innovation Summit gehalten hat, hatte mich auf die Auktion hingewiesen. Er meinte, dass Taxdoo diese Platten ersteigern solle. Als Mahnmal sollten diese verdeutlichen, warum man für eine Plattform wie die unsere, auf der Steuer- und Technologieexperten gemeinsam an Lösungen arbeiten, häufig etwas mehr zahlt als für die Steuer-Tools, welche die Marktplätze oder ERP-Systeme selbst anbieten.


Was sollte man aus diesem Fall aber mitnehmen?

Umgib dich für alles immer mit den richtigen (Steuer)Experten! Wie aber findest du diese?

Im E-Commerce und in vielen E-Commerce-Buchhaltungen sieht das Bild zur Rap-Szene dagegen spiegelbildlich aus. Von außen betrachten wirkt die E-Com-Welt sauber, avantgardistisch, progressiv und hocheffizient. Schaut man tiefer, dann herrscht in vielen Buchhaltungen und Compliance-Prozessen dagegen Kraut und Rüben sowie Überforderung.

Viele Steuerkanzleien betreuen häufig eine Vielzahl an Mandanten aus unterschiedlichsten Branchen. Sie arbeiten pro Mandat mit unterschiedlichsten Tools und bringen damit nicht nur ihre eigenen Mitarbeiter regelmäßig an den Rand des Burn-outs, wie ich bei meinen Reisen durch das Steuerkanzlei-Deutschland und auch im Rahmen von Seminaren, Schulungen, Webinaren, … selbst wahrnehme und höre.

Prognose: In (aller)spätesten 5 Jahren wird Steuerberatung im E-Commerce sich in der Breite vollständig gewandelt haben. Wie?

Meine Prognose lautet daher – aus tiefer Überzeugung – dass wir in (aller)spätestens 5 Jahren eine ganz neue Form von E-Commerce-Steuerkanzleien sehen werden.

Der Grund dafür ist einfach wie nachvollziehbar: Wenn ich unsere internen Teams frage, mit welchen Steuerkanzleien die Zusammenarbeit aktuell am effizientesten und angenehmsten ist, dann lautet die Antwort immer: Mit den Steuerkanzleien, die eigene JTL-, Plentymarkes-, Xentral-, … Experten inhouse haben und dem Mandanten bei der Datenbereitstellung und auch Datenbereinigung (Betriebsprüfer bitte genau hinhören!) regelmäßig sehr eng auf den Füßen stehen.

Kann das aber effizient sein, wenn jede mittelständische Steuerkanzlei solche Experten (zusätzlich) beschäftigt? Zudem muss jede dieser Kanzleien – in der Regel arbeiten dort 20 bis 50 Angestellte – sicherstellen, dass sie das Wissen aus und um die vielen Vorsysteme auch jederzeit zur Verfügung haben und zeitnah umsetzen können.

Aktuell zahlen Unternehmen (fast) jeden Preis für eine gute E-Commerce-Steuerkanzlei, sodass sich diese zusätzliche Dienstleistung im Markt noch abrechnen lässt.

Wie das aber immer mit hohen Preisen (oftmals auch Monopolrenditen genannt) so ist: Sie überleben eine Zeit lang – insbesondere in einem hoch regulierten Markt wie dem der Steuerberatung. Auf Dauer siegt aber auch hier das Streben in uns Menschen, die wir die Dinge nie so hinnehmen, wie sie gerade sind. Am Ende wird jedes kleine und große E-Commerce-Unternehmen diese Form einer sicheren Steuerberatung und Buchhaltung zu einem vernünftigen Preis erhalten. (Versprochen!)

Bitte versteht mich an dieser Stelle nicht falsch: Ich bin – ohne Wenn und ohne Aber! – ein Befürworter des Steuerberaterprivilegs, wie z.B. dieser Fall verdeutlicht, den ich kürzlich zusammen mit bekannten Steuerstrafrechtler Dr. Markus Wollweber bearbeitet habe, sehr gut verdeutlicht. Ich bin nur kein Befürworter, dass Unternehmen durch Bürokratie und ein komplexes Steuerrecht ausgebremst werden und sich nur mit viel Geld davon befreien können. Hier kann TaxTech helfen – und wird es auch.

Wenn ihr mir widersprechen, mir zustimmen, mich umstimmen oder mich höflich canceln wollt, dann macht das gerne hier in den Kommentaren – oder über meine bekannte E-Mail-Adresse – oder über LinkedIn.

Werbung in eigener Sache: In der kommenden Ausgabe der beck.digitax werdet ihr dazu ein paar weiterführende Gedanken von mir finden – eingebettet in die aktuellen und spannenden Entwicklungen hinter den Kulissen der TaxTech-Branche.

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