Mittelstand setzt bei Digitalisierung auf den Steuerberater
Für den Berufsstand sei dies eine Herausforderung, denn IT-Fachwissen und die Automatisierung steuerlicher Prozesse gehören bei vielen Kanzleien nicht zwangsläufig zu den Kernkompetenzen, schreiben die Studienautoren. Doch viele kleine und mittelständische Unternehmen erwarten mittlerweile genau diese Kompetenzen. Daher müssten sich die Berater immer häufiger mit Fragen zu konkreten Automatisierungslösungen oder Prozessthemen beschäftigen.
Laut Umfrage erwarten die Unternehmen von den Steuerberatungsgesellschaften konkret, dass sie ihnen bei Fragen zur digitalen Transformation der Steuerfunktion zur Seite stehen. Die Folge: Steuerberater müssen ihr Angebot erweitern – von der reinen steuerlichen Beratungsleistung hin zur Prozessberatung und der Bereitstellung von steuerlichen Technologien und Datenanalysen.
Großes Potenzial bei der Umsatzsteuer
Als maßgebliche Treiber der Automatisierung nennen die Umfrageteilnehmer neben den rapide steigenden Datenmengen die Regulatorik und Finanzverwaltung. So stehen kleine und mittelständische Unternehmen immer häufiger vor der Herausforderung, elektronische Meldungen an die Finanzverwaltung übermitteln zu müssen – so etwa bei der Umsatzsteuermeldung im grenzüberschreitenden Onlinehandel. Als jüngste Beispiele in Deutschland nennen die Studienautoren die Umsetzung der Grundsteuerreform oder perspektivisch die Umsetzung des E-Invoicing.
Besonders gute Möglichkeiten für den Einsatz effizienter Steuer-Tools sehen die Umfrageteilnehmer bei der Umsatz- und Lohnsteuer. Hier birgt die Automation der Prozesse großes Kapazitäts- und Kostensparpotenzial, während sich die Steuerfunktion auf die Lösung komplexer Einzelfälle konzentrieren kann.
Allerdings: Noch sieht die Realität in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen anders aus. Laut Studie dominieren nach wie vor Microsoft Excel oder ähnliche Tabellenkalkulationsprogramme das Geschehen – trotz der natürlichen Grenzen der Programme bei riesigen Datenmengen sowie Problemen bei der Dokumentation und Nachvollziehbarkeit von Änderungen.
Automatisierung bedeutet nicht automatisch hohe Kosten
Der Blick in den Mittelstandsmarkt zeigt auch, dass Automatisierung nicht zwangsläufig mit hohen Kosten durch den Einsatz eigener, umfangreicher Software einhergehen muss. So nutzt rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer für ihre Steuerfunktion Cloud-Services externer Anbieter oder plant, dies in Zukunft zu tun, um interne IT-Kosten zu sparen.
Mit einer Umstellung der Prozesse unter Berücksichtigung der bestehenden Systemlandschaft könnten häufig bereits signifikante Verbesserungen erreicht werden. Auch zeige sich ein deutlicher Trend zur Nutzung der ERP-Systeme als Unterstützung bei der Steuerfindung, um etwa die steuerliche Würdigung direkt bei der Datenentstehung zu verbessern, heißt es in der Studie.
Am besten lässt sich das aus unserer Sicht am E-Commerce verdeutlichen.
E-Commerce: Automatisierung UND das Zusammenführen von Umsatzsteuer und Finanzbuchhaltung
Umsatzsteuer und Finanzbuchhaltung basieren im E-Commerce häufig auf gewaltigen Datenmengen. Daher sind manuelle Prozesse nicht nur teuer, sondern auch mit den Risiken einer Fehlbewertung verbunden. Darüber hinaus sollten beide Prozesse – FiBu und USt – miteinander konsistent sein. Eine Finanzbuchhaltung im E-Commerce, die nicht auf einer automatisierten Umsatzsteuerlogik basiert, wird in der Regel nie zu 100 Prozent korrekt sein und im Zweifel zu falschen Rückschlüssen bei der Unternehmenssteuerung führen.
Taxdoo ist daher in der Lage, Steuerkanzleien beim Thema Prozessautomatisierung zu unterstützen. Um sich mit den in Deutschland führenden Steuerberatungskanzleien im Bereich E-Commerce auszutauschen, hat Taxdoo Mitte 2021 einen Steuerberaterbeirat ins Leben gerufen. Seitdem nutzen Steuerberater und Taxdoo-Experten diese Plattform, um auf Augenhöhe zu diskutieren und neue Prozesse und Produkte zu entwickeln.